Einkaufen ist auch anders geworden

Der Zwerg war neulich mit der älteren Dame (über 77 Jahre, ergrautes Haupthaar, aber stets freundlich gegenüber Freund und Familie und unfreundlich gegen Anhänger der Schande für Deutschland) beim gemeinsamen Lieblings-Discounter. Mit Nase-Mund-Schutz. In Blau. Natürlich, selbstverständlich. Welche Frage? Unmittelbar hinter dem Eingang roch es nach billigem Rotwein, wie ihn der Discounter üblicherweise nicht anbietet. War auch kein Champagnergeruch (Irgendwo hat’s der Zwerg gefunden: „Wer jemals einen Champagner wie die Grande Cuvée von Krug“ (165 Euro die Flasche) „kosten durfte, wird nie wieder behaupten, der Champagner von A. sei gar nicht so schlecht – ein Mythos von der Langlebigkeit des Nibelungenliedes und dem Wahrheitsgehalt einer Münchausen-Erzählung.“). Stumm blicken Zwerg und ältere Dame im ganzen Vorraum herum. Dann finden sie die Quelle. Der Discounter hat einen Behälter aufgestellt, in dem man Korken abgeben kann. Korken, die wiederverwendet werden sollen. Schutz der portugiesischen Korkeichenwälder und so. Gute Idee. Aber … der Geruch nach billigstem italienischem Rotwein, der Liter für unter 50 Cent vermutlich, ist schon arg abschreckend. Dem Zwerg fiel da ein, daß eine Kork-Sammelstelle früher in der öffentlichen Bibliothek stand. Da war ein Schild: Bitte, nur für gereinigte Korken.

Trump weiß alles und natürlich besser

Im März dieses Jahres sagte Trump (man kann dieses Zitat nicht oft genug abdrucken): „Wißt ihr, mein Onkel war ein großes Super-Genie!” Das war zwar im Zusammenhang mit Covid-19, paßt aber immer. Der US-Präsident war in Kalifornien. Der kalifornische Chef des Amtes für Bodenschätze und natürliche Ressourcen Wade Crowfoot versuchte, dem Präsidenten zu erklären, daß der Klimawandel und seine Bedeutung für die Wälder anerkannt und mit der Wissenschaft zusammengearbeitet werden müsse. So ein Dummkopf – der kalifornische Minister. Glaubt, Trump etwas beizubringen.  „Die Wissenschaft wird hier der Schlüssel sein, denn wenn wir diese wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren und our head in the sand and thinking that it’s all about vegetation management, dann wird es uns nicht gelingen, die Menschen in Kalifornien zu schützen.“ Das vom Onkel ererbte Genie antwortete: „It’ll start getting cooler. You just watch.“ Crowfoot entgegnete: „I wish science agreed with you“. Trump: „I don’t think science knows, actually“.

Tatort im Fernsehen

Da sagt die ältere Dame (über 77 Jahre, grauhaarig, an sich mehr an Pilcher und so interessiert) nach dem letzten „Tatort“ zum Zwerg: „Wäre es nicht an der Zeit, die Einführung zu den Tatort-Filmen zu ändern?“ „Warum? Wieso? Ist doch eine gute Erkennungsmelodie von Klaus Doldinger und ein Intro, das jeder wiedererkennt.“ „Ja, ja. Aber warum rennt da immer ein Mann? Und warum wird im Intro immer ein Mann gezeigt? Inzwischen sind so viele Frauen bei der Fernseh-Kriminal-Polizei, daß man das auch im Intro zeigen sollte. Die Männer sind doch nur noch Staffage. Eine bedeutsame Rolle spielen die im Film doch nicht. Bestenfalls als Bösewichte.“ „Schreib doch mal einen Brief an die Fernsehgewaltigen. Wenn man überall die Mohrenstraßen abschafft, kann man auch den rennenden Kerl durch ein attraktives Frauenbild ersetzen. So in kurzen Hosen. Wie beim Frauenfußball.“

Zum Wochenanfang: Tohu wa-bohu

„Moin, Moin, zusammen“, sagt der Chef, als er in den Besprechungsraum kam. „’Reisen bildet‘ hat schon Goethe gesagt als er aus Italien zurückkam. Ich war am Sonnabend in Hamburg. Der Hamburger Innensenator bat mich, doch bei Gelegenheit bei ihm vorbeizukommen. Und da ich wegen der ’Peking‘ sowieso nach Hamburg wollte, hatte ich mich bei ihm angemeldet. Der Mann hat Sorgen, die auch uns betreffen. Seine Neuwerker Landeskinder sorgen sich, daß ihre Insel nicht mehr so besucht wird wie es vor Corona war. An sich verständlich, daß da nicht mehr so viel hinfahren. Jeder Nordrhein-Westfale war nun einmal im Wattwagen und einmal mit der ’Flipper‘ von Cassen Eils da und das reicht für mindestens drei Leben. Unter uns: Neuwerk ist ja auch mehr oder weniger tote Hose, wenn ich das einmal so flapsig sagen darf. Der Senator wollte von mir wissen, was man denn tun könnte, um die Neuwerker glücklicher zu machen. Und Leben in die Bude zu bringen – seine Worte. Spontan fiel mir nur ein, daß man dort kein Autokino aufmachen könnte. Darüber konnte der Senator nicht lachen. Humor hat er keinen. Na gut, na schön. Was man machen könnte, und davon könnte auch Cuxhaven profitieren, sind zwei Dinge. Sind mir auf der Rückfahrt bei Himmelpforten eingefallen. Das eine ist: Die Neuwerker machen eine Disco auf. Abends bringt die ’MS Flipper‘ die Besucher rüber und morgens werden die wieder abgeholt. Müßte Cassen Eils wahrscheinlich mehrmals fahren. Aber machbar wäre das. Und weil Neuwerk eine Insel ist, könnten die alkoholisierten Besucher auch gleich Neptun opfern. Haha. War ein Scherz. Viel zu gefährlich. Und die zweite Idee ist eine Spielbank. Hannover hat uns ja verboten, eine solche bei uns hier aufzumachen, aber Neuwerk ist Hamburg. Die haben zwar schon eine, aber nicht auf Neuwerk. Was halten Sie von den Ideen? Die Spielbank müßte natürlich für Cuxhavener verboten sein.“

Auf die sonntägliche Goldwaage gelegt

Heiko Maas, noch bis Dezember nächsten Jahres Außenminister: „Der Westen hat ein Wertefundament. Demokratie, Freiheit, Menschenrechte sind auch die Werte der Vereinigten Staaten, ob der Präsident Donald Trump heißt oder nicht. Es bleibt Aufgabe des Westens, für die Durchsetzung dieser Werte einzutreten; daran hat sich nichts geändert.“ Der Zwerg sagte zur älteren Dame (über 77 Jahre, grauhaarig, lebhaft wie ein Koi im Taufbecken): „Der hat dabei nicht einmal gezwinkert als er diesen treudeutschen Satz über Twitter verkündete. Hätte auch der  Kanzlerkandidat in ex, Röttgen, sagen können. Wertefundament! Wo denn? In Polen, in Ungarn? Bei den Saudis? In Indien? Wertefundament des Westens! In China!! So ein Dummschwätzer.“

Ich bin Churchill

Der eine oder andere Leser dieses blogs wird sich vielleich daran erinnern, wie die BILD titelte „Wir sind Papst“. Heute möchte der Zwerg jemanden vorstellen, der sich als Wiedergänger von Churchill aufführt. Während der Bomben-Angriffe Deutschlands auf London hat der damalige Premierminister Churchill angeblich seine Landsleute aufgerufen, Ruhe zu bewahren: „Keep Calm and Carry on“ (ist ein Fake). Mit Bezug auf diesen Aufruf begründet der US-Präsident, daß er im ersten Halbjahr 2020 in Sachen Corona wiederholt falsche Aussagen machte und empfahl, auf keinen Fall Schutzmasken zu tragen. Nehmen wir einmal an, daß Churchill tatsächlich seine Landsleute mit diesem Spruch beruhigen wollte. Dann fallen trotzdem Unterschiede ins Auge: Churchill hat nicht empfohlen, zur Bekämpfung der realen Gefahr ein Reinigungsmittel zu trinken. Churchill hat den Labour-Vorsitzenden nicht als Feigling beschimpft, weil dieser zur Vorsicht riet. Churchill hat nicht irgendwelche Verschwörungstheorien unterstützt. Da fällt dem Zwerg ein, daß Großmutter immer gesagt hat, wer lügt oder böse Worte sagt, muß sich den Mund mit Seife ausspülen. Das hat der Trump von seiner deutschen Großmutter sicherlich auch gehört, und da er lügt wie getwittert, muß er sich dauernd die Schandschnauze spülen. Seife hilft da nicht mehr, deshalb Toilettenreiniger. Korrektur: Trump ist nicht Wiedergänger Churchills, sondern ein Reptiloid aus Transsylvanien, das hoffentlich die amerikanischen Wähler aus dem Oval Office jagen. Und zwar in den bewußten Pizza-Keller in Washington. Der Zwerg wiederholt seine Vermutung: Freiwillig geht der nicht.

Die Enkelin ist verwirrt

und befragt den Zwerg (der auch nicht alles weiß, haha): „Wir haben in meiner Schulklasse einen Austauschschüler aus Frankreich. Lieber Zwerg, kannst Du mir erklären, warum ich Verständigungs­probleme mit dem Franzosen habe. Er spricht ja ganz gut Deutsch, aber manchmal fehlen ihm die Begriffe und mein Schulfranzösisch ist schlechter als sein Deutsch. Und der ist doch so süß! Warum haben wir nicht alle eine Sprache? Kannst du mir das erklären?“ „Ich habe zwar eine Erklärung dafür, aber die wird dir nicht gefallen. Vorab: halte dich fern von ihm, wer weiß welche Griffe er kennt. Hättest du im Religionsunterricht oder wie immer das jetzt heißen mag, besser aufgepaßt, dann wüßtest du die Antwort. Die Antwort auf deine Frage heißt nicht, weil die Franzosen zwei Liter Wein pro Kopf mehr trinken als die Deutschen und deshalb lallen wie ein Hygieniker auf einer Pegida-Deomenstration. Überleg doch mal: Woran liegt es also? Und sage nicht, weil die Brüsseler Bürokraten Dolmetscher beschäftigen müssen. Und Trump kein Vereinigtes Europa will.“ „…“ „Keine Antwort ist auch eine Antwort. Da beschloß ein Stadtrat vor vielen Jahren ein Hochhaus bauen, was Gott nicht gefiel. Warum auch immer. Vielleicht Platzangst im Fahrstuhl, wer weiß. Darum erfand er die Sprache, nein: die Sprachen. Damit sich die Sklaven nicht mehr mit dem Architekten und dem Polier verständigen können. Und damit war es aus mit dem Bau eines Hochhauses. Keiner verstand den anderen. Das macht den Schüler­austausch so kompliziert. Verständigung ist aber nicht nur ein Calgonit-Problem. Du weißt: Dann klappt es mit dem Nachbarn.“

Auch eine Form des Antisemitismus

Dem Zwerg ist unverständlich, daß in Deutschland lebende US-Bürger – und es werden unter dem Trump-Regime immer mehr – sich kritisieren lassen müssen wegen dieses US-Präsidenten. Und dessen Politik rechtfertigen müssen. Dabei wird nicht unterschieden zwischen Trump-Anhängern und Trump-Gegnern. Kein Schotte oder Waliser wird aufgefordert, sich von Boris Johnson zu distanzieren. Kein Italiener wird aufgeforderr, sich von der faktischen Duldung der Mafia durch italienische Behörden zu distanzieren. Doch von Deutschen jüdischen Glaubens wird erwartet, daß sie sich zur Politik der israelischen Regierung unter Netanjahu äußern, sie kritisieren und sich von dessen Politik distanzieren – und zwar deshalb, weil sie doch Juden seien. Der Zwerg betrachtet dies als eine besondere Form des Anti­semitismus.

Warum heißt es Hungerstreik?

„Lieber  Zwerg, warum heißt es Hungerstreik?“ fragt die Enkelin. „Das weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall ein falscher Begriff.“ „Das ist keine gute Antwort.“ „Na gut, dann etwas ausführlicher. Streik ist ein alter Begriff, dessen Ursprung auf streikende Drucker in Lyon im 16. Jahrhundert zurückgeht. Die schlugen auf Töpfe und Pfannen, wenn ihr  Meister den Lohn  nicht zahlte oder die Frau Meisterin nicht kochen wollte oder nur Wasser mit ein paar Fettaugen herstellte. Die Drucker legten dann ihre Arbeit nieder und riefen ’le tric, le tric‘. Der Brauch der Arbeitsniederlegung wurde nach England übernommen, wo die Drucker zum ’strike‘ aufriefen. Und daraus wurde das deutsche Wort ’Streik‘. Streik ist also ein Kampfbegriff der Arbeiter. Deshalb ist ’Schüler-Streik‘ völliger Quatsch. Was willst du?“,  fragte der Zwerg. „Kann ich ein Dolomiti haben?“ „Gleich. Nachher. Also weiter im Text. Schüler können nicht streiken, sie können den Unterricht boykottieren und das Angebot auf Bildung ablehnen, aber streiken können sie nicht.  Future for Friday oder wie das heißt, ist also ein Bildungsboykott für einen guten Zweck, aber kein Streik. Jetzt zum ’Hungerstreik‘. Es verweigert jemand die Essenaufnahme, was gemeinhin als Hungerstreik bezeichnet wird. Es ist mehr als ’Dieses Paprika-Gemüse eß ich nicht‘. Es ist die Ablehnung jedweden Essens, ein selbstzerstörender Nahrungsmittel-Boykott. Aber kein Streik. Und bevor du fragst: Boykott ist die Ächtung jeglichen Kontakts mit einer Person oder einer Personengruppe. 1870 wurde der in Irland lebende englische Grundstücksverwalter Charles Boykott, der seine Pächter schikanierte und die darauf beschlossen, nicht mehr für ihn zu arbeiten oder bei ihm Waren zu kaufen. Dieser Boycott war erfolgreich und zwang diesen Menschenschinder zur Auswanderung. Das war’s zu Streik und Boykott. Kann ich jetzt die bürgerlich-konservative Zeitung gehobenen Niveaus, hinter der stets ein kluger Kopf steckt, weiter goutieren? Ich habe nichts dagegen, wenn du mich in der nächsten Stunde boykottierst. Ach, würdest du dem Pu einen Dolomiti geben, bitte.“

Warum findet home office at home statt?

Die Enkelin: „Lieber Zwerg, kannst du mir eine Frage beantworten? „Das ist eine meiner leichtesten Übungen. Was willst du denn wissen?“ „Alle reden doch jetzt davon, daß Computer-Arbeit am Küchenfenster mehr Spaß mache als in einem Großraum mit wechselnder Schreibplatte einem Kollegen gegenübersitzend. Warum muß man dann in der ungesunden Großstadt sein? Kann man, wenn Heimarbeit angesagt ist, nicht gleich in die Uckermark ziehen, auch wenn der Arbeitgeber in Berlin sitzt? Da könnte man sich doch mit ausgesuchten Kollegen eine Ferienwohnung mieten und von da aus arbeiten. Frau  Merkel macht das zwar umgekehrt. Wohnt in der Uckermark und arbeitet im piefigen Berlin. Aber das muß man ja nicht nachmachen. Was meinst du, lieber Zwerg?“ „Achjeh, die Jugend. Denkt wieder einmal viel zu kurz. Warum in den Osten ziehen, wenn man sein home office auch in der Toscana aufschlagen kann und mit Ryan Air für 29 Euro nach Berlin hin und zurück fliegen kann. Abgesehen davon, daß in der Toscana die Internetverbindungen besser sind als in Deutschland bei der staatlichen Telekom. Und in der Toscana auf der Terrasse sitzend, Nudeln aus Hartweizen anstelle des zerkochten Kantinenbreis genießend, selbst gekelterten Rotwein schlürfend und dabei die Tasten drückend, ist allemal gesünder.“ „Aber dann hat man keinen Kollegen!“ „Auch gut. Und falsch. Das Ferienhaus mit Blick über die Weinfelder mietet man sich doch mit Kollegen gemeinsam. Und erbittet vom Arbeitgeber zusätzlich einen Mietzuschuß. Der kann ja die Büromiete in der teuren Großstadt einsparen. Und Besprechungen finden über Whatsapp statt. Oder beim authentischen Italiener in San Gimignano.“ „Lieber Zwerg, du bist ein schlimmer Chauvinist, denn du denkst überhaupt nicht an die daheimbleibenden Mütter mit schulpflichtigen Kindern.“