Zum Wochenanfang: Tohu wa-bohu

„Moin. Frau Hempel, liebe Kollegen. Ich muß gleich wieder weg. Ich weiß nicht, ob Sie gestern den Fernseher eingeschaltet haben und sich die Sondersitzung des Bundestags angesehen und angehört haben. Mein Resümee: Ich will darüber nicht lange sprechen, aber für mich ist eins klar, der Bundeskanzler hat eine starke Rede gehalten. Merz konnte es sich verkneifen, die Regierung anzugreifen, hat sich aber für CDU-Verhältnisse ziemlich zurückgehalten. Natürlich kann der Mann nicht zugeben, daß die letzten sechzehn Jahre die Bundesregierung von Frau Merkel geführt wurde, die immerhin zugegeben hat, daß sie der CDU nahesteht. Und die letztlich verantwortlich ist für den schlechten Zustand der Bundeswehr. Denken Sie nur an die Abschaffung der Wehrpflicht, denken Sie nur an die Gorch Fock. Zum Erbrechen, Frau Hempel ich bitte um Entschuldigung, die Rede dieser Frau von der AfD. Ich verstehe nicht, was diese Leute an Rußland so toll finden. Es geht nicht in meinen Kopf. Auch bei den Linken kann ich das nicht begreifen. Historische Verbindung zum Vaterland aller Werktätigen kann es doch nicht sein – das meine ich ironisch, damit da kein Mißverständnis entsteht. Frau Hempel, meine Herren, Sie wissen, welcher Partei ich nahestehe. Und deshalb erlaube ich mir auch, Schröder, Schwesig, Sellering und die anderen Freunde der russischen Gasgesellschaft, nicht nur in Deutschland, zu kritisieren. Und aufzufordern, klare Kante zugunsten der Demokratie  und gegen Rußland zu zeigen.“ Die Teilnehmer klopfen mit auf den Tisch. „Nein, nein. Bitte kein Beifall. Ich wollte hier keine Rede halten, die unsere Stadt im Moment nur indirekt betrifft. Oder nein: es ist schon enger an unseren Problemen als es im ersten Moment aussieht. Na gut. Sorry, daß ich wieder einmal vom Thema abschweife. Schon der Philosoph Montaigne hat geschrieben, daß die Abschweifung zum Wesen des Literaten gehört, und ich ergänze, auch zum Wesen eines Bürgermeisters. Ich muß jetzt zu einem Gespräch nach Altenwalde. Da hatten wir ja seinerzeit syrische Flüchtlinge untergebracht. Ich will mal sehen, wie schnell wir die Räumlichkeiten für eine erste Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge  herrichten können. Also dann. Moin.“ An der Tür dreht sich der Chef noch einmal um. „Herr Günther, Sie sind doch im Büchereiverein. Fragen Sie Ihren Vorstand doch einmal, ob er für den Fall des Falles, daß wir hier ukrainische Flüchtlinge unterbringen, Bücher für Kinder kaufen würde. So wie damals bei den syrischen Flüchtlingen. Herr Schulz, stellen Sie doch bitte einmal fest, wieviel Ukrainer jetzt schon in der Stadt leben. Und ob die irgendeinen Klub oder Kulturverein haben oder sowas. Wir brauchen ja Dolmetscher.“ Und weg ist er. Sagt einer aus der Runde: „Der ist ja richtig angefaßt von dem Putin-Krieg.“ Ein anderer: „Er hat ja recht. Schröder muß weg vom Gas und die Schwesig auch.“

Die ältere Dame

weiß nicht, ob sie lachen oder weinen oder sich fürchten soll. Neulich liest sie am Frühstückstisch (macht sie immer) dem Zwerg aus der von ihr abonnierten Dorfzeitung Abschnitte eines Artikels vor. Es geht in diesem Artikel um ein Ehepaar, daß mit den beiden Kindern im Kleinkindalter jeden Sonntag auf dem Kämmererplatz gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Sie sind gegen jegliche Impfpflicht. E ist wegen seiner Arbeitstätigkeit geimpft worden – er ist halt ein wenig inkonsequent; als aufrechter deutscher Mann hätte er kündigen müssen!. Kleine Abschweifung: bei den Neonazis sind es auch zumeist die Frauen, die neben dem Austausch von Kochrezepten und Kindererziehung die Gemütlichkeit der Gemeinschaft so schätzen, daß sie ihre Männer hindern, nachzudenken. Aber zurück zu dem Cuxhavener Ehepaar. Im Interview sagen die ganz stolz, daß sie die Mainstream-Medien meiden, keine Nachrichten im Fernsehen sehen und auch die Dorfzeitung nicht lesen. Der Zwerg: „Wenn die beim Arzt sind oder in der Apotheke, tragen die immer eine Binde vor den Augen, Damit sie die Infos auf dem Fernsehbild nicht sehen müssen. Das macht nämlich krank.“ Ihre Informationen bekommen sie direkt von Reitschuster.de. Der ist auch Mainstream, aber nur unter den Verschwörern, Bekloppten und Bescheuerten (der Zwerg bekam mehrmals über Weiterleitung seine Ergüsse aufs handy). Eine Äußerung finden die ältere Dame und der Zwerg in diesem Interview ganz beachtlich und richtig: „Man könnte auch darstellen, wie viele Menschen gesund geblieben sind, und nicht wie viele erkrankt sind, dann sähe die Situation ganz anders aus.“ Sagt die ältere Dame: „Man könnte auch darstellen wie viele Menschen nicht auf der Autobahn gestorben sind. Trotz der unbegrenzten Geschwindigkeit. Dann sähe …“ Sagt der Zwerg: „Jetzt wirst du auch albern.“ Dann wieder die Frau, deren Name nicht genannt wird: „Jede Infektion stärkt das Immunsystem.“ Die ältere Dame: „Die ist ja streng religiös. Die glaubt das auch.“ Da diese taffen Leutchen gegen Masern geimpft sind (und vermutlich auch ihre Kinder impfen lassen) haben sie sich auch über Masern geäußert: „Den Masern-Impfstoff gibt es schon viel länger, er ist viel erprobter.“ Da könnte man, meint der Zwerg, den Anti-Covid-19-Impfstoff doch ein paar Jahre an den Darkeys ausprobieren, ist ja früher immer gemacht worden. Zwar leiden die dann noch lebenden Cuxhavener an Long-Covid oder sind verstorben (was ja wohl nicht richtig sein kann!), aber der Impfstoff ist „sicher“, weil langfristig erprobt. Die ältere Dame: „Diesen Unsinn veröffentlichst du nicht in deinem blog.“ „Doch, mache ich. Denn sonst wird der Unsinn, der hier von der Impfgegnerin erzählt wird, nicht deutlich genug. Aber ich ändere die Testgruppe: statt Ns nehmen wir Sachsen als Testpersonen.“

Was wollen die Polen eigentlich

in einem demokratischen Europa? Gute Nachbarschaft jedenfalls nicht. In Polen ist jetzt eine Verordnung des polnischen Bildungsministeriums in Kraft getreten, die den in Polen lebenden Minderheiten zugesteht, daß drei Stunden Schulunterricht in der Woche in ihrer Sprache unterrichtet werden muß. Die Kosten werden vom polnischen Staat getragen. Ausgenommen ist die deutsche Minderheit: für diese Gruppe ist nur eine Wochenstunde vorgesehen. Ein Abgeordnete der die Regierung stützenden Partei „Solidarisches Polen“, deren Vorsitzender der Justizminister Zbiegniew Ziobro ist, fordert: „So viele Rechte für die deutsche Minderheit in Polen, wie die polnische Minderheit und die Polen in Deutschland haben.“ Grundsätzlich nicht falsch. Nur: In Polen ist das Bildungswesen zentralisiert, in Deutschland ist Schule Ländersache. Zweitens: die deutsche Minderheit in Polen lebt mehr oder weniger konzentriert in und um Oppeln und macht dort zehn Prozent der Bevölkerung aus. Die in Deutschland lebenden Polen einschließlich der Aussiedler machen verstreut über Deutschland insgesamt etwa 2,2 Millionen Menschen aus. In Nordrhein-Westfallen, als größtem Bundesland, wird herkunftssprachiger polnischer Schulunterricht geboten (für etwa 5.000 Schüler). Mein polnischstämmiger Freund aus Wuppertal (verstehen Sie nun die häufige Erwähnung dieser Stadt?) sagt dazu: So ein Quatsch. Wir können nicht für jede Einwanderergruppe herkunftssprachigen Unterricht machen. Wäre doch schon ein Erfolg, wenn es überhaupt Schule ohne Fehlstunden gäbe. Was die Polen machen verstößt gegen EU-Recht, aber dessen Regelungen, mit Ausnahme der Geldzuweisungen, werden sowieso nicht anerkannt. Der Europäische Gerichtshof hat jetzt jedenfalls den Polen (und den Ungarn auch) zwei aufs Maul gegeben. Sehr gut. Mal sehen, was Uschi draus macht. Der Zwerg fordert eine Europäische Union ohne Polen. Sonst wird der Zwerg nach Muspellsheim oder Niflheim (abhängig vom Klimawandel) auswandern. Wenn die Polen und die polnische Regierung nicht endlich begreifen, daß die Nachbarschaft mit Deutschland nicht so schlecht ist, dann werden wir Frau Merkel bitten, doch noch einmal mit Herrn Putin zu telefonieren. Nicht wegen der Ukraine, sondern wegen einer fünften Teilung Polens.

Ukraine

Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von jedem. Deshalb will der Zwerg seinen Mostrich auch dazugeben. Wenn er sich recht erinnert, dann hat die Ukraine vor einigen Monaten ein  Sprachgesetz verabschiedet, in dem die Sprachen der in der Ukraine lebenden Minderheiten besonders geschützt werden. Ausgenommen wurde die russische Sprache. Wenn der Zwerg sich recht erinnert, dann ist in Polen kürzlich ein Sprachgesetz verabschiedet worden, daß die Sprache der Minderheiten besonders fördert, ausgenommen die Sprache, die von einer großen Gruppe von deutschen Ureinwohnern in der Oppelner Gegend gesprochen wird. Wenn der Zwerg sich recht erinnert, dann ist in Estland nach der Befreiung von der seit dem Zweiten Weltkrieg dort herrschenden Moskowitern die Sprache der dort in großer Anzahl lebenden Russen unterdrückt worden. Letzte Woche trafen sich in Kiew die Präsidenten von Estland, Polen und der Ukraine. Merkwürdig. Nun überfällt Putin Neurußland und wird dort siegen – unklar ist nur, wieviel Tote es geben wird, wieviel Zerstörungen er anrichten wird. Putin sagt als Begründung – unter anderem – daß er den Genozid an den in der Ukraine lebenden Russen verhindern will. Das ist ein starkes Wort. Nach der allgemein geltenden Definition gilt als „Völkermord“ auch die vorsätzliche Zerstörung der kulturellen Identität einer Menschengruppe – es muß also kein Totschlag sein. In diesem Sinne wollte die ukrainische Regierung also an „ihren“ Russen einen „Völkermord“ begehen. Dazu sagt man im anderen Zusammenhang Steilvorlage. Für Putin. Wenn der Zwerg was zu sagen hätte, dann würde er als ukrainische Regierung unverzüglich kapitulieren. Das schützt das Leben „meines“ Volkes. Wäre ja auch nicht so falsch. Was würde sich schon großartig ändern? Russische Oligarchen würden die Macht von den ukrainischen übernehmen. Die Meinungsfreiheit und andere Freiheiten würden eingeschränkt werden. Was bedeutet schon die Pressefreiheit: Sie „ist die Freiheit von zweihundertreichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Und: Ganz sicher würde Putin diese Banditenrepubliken im Osten des Grenzlandes, im Donbass, nicht hinnehmen. Könnte in Großrußland sonst Schule machen. Das „Gift“ der Demokratie würden in großer Menge in Rußland einträufeln (die Ukrainer haben sich an so Einiges gewöhnt). Putins Kriegsgewinn könnte deshalb ein Bumerang werden. Wäre auch nicht so schlecht. Denken Sie nur an die Leute, die das Wort ihres getöteten Anführers überall verkündeten. Was zur Staatsreligion wurde.

Ein schlimmes Gesetz

In Israel tritt wieder eine Verordnung in Kraft, die 2003 (über „Bürgerschaft und Einreise nach Israel“) auf dem Höhepunkt der Zweiten Intifada beschlossen wurde. Es geht um eine Regelung, wonach palästinische Ehepartner von jüdisch-israelischen Bürgern die israelische Staatsbürgerschaft und ein Aufenthaltsrecht nicht erhalten dürfen. Über die Regelungen der Verordnung wurde einmal jährlich in der Knesset abgestimmt, wobei es darum ging, diese Verordnung nicht anzuwenden. Jetzt aber sollen sie durchgesetzt werden (Anmerkung: Netanjahu hat in seiner Regierungszeit stets für die Nichtanwendung gesorgt, nun – als Oppositioneller – ist er für die Anwendung. Orientiert sich halt an der der deutschen FDP) Was kann man den Gegnern dieser Verordnung raten? Ein Griff in die Geschichtskiste. Der „Rosenstraßen-Protest“. Am 27. Februar 1943 begannen SS und Gestapo, in der sog. Fabrikaktion Berliner Juden zu verhaften und in Sammellager zu bringen. Schon an diesem Tag versammelten sich die ersten Frauen vor dem Gebäude der ehemaligen Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde und protestierten gegen die Verhaftung. Die große Mehrheit der bis zu 600 Protestierenden waren Frauen, die sich eine Woche lang Tag und Nacht auf dem Platz versammelten. Immer wieder vertrieb die Gestapo die Frauen, doch sie kamen immer zurück. Schließlich ordnete Goebbels an, 1700 bis 2000 jüdische Ehepartner aus sogenannten Mischehen offiziell freizulassen; es wurden sogar Juden, die schon nach Auschwitz transportiert worden waren, zurückgeholt. Alle freigelassenen Juden erhielten von der Gestapo eine zugewiesene Arbeit und staatliche Lebensmittelrationen und überlebten die Nazi-Herrschaft. Vielleicht sollten die jüdischen Familienangehörigen von palästinischen Bürgern (nur gegen diese richtet sich die Verordnung) vor die Knesset ziehen und protestieren.

Der Zwerg versteht die Welt nicht

Durch das Hochwasser in Rheinland-Pfalz sind einige Straßen und Brücken zerstört worden. Soweit der Zwerg es verstanden hat, sollen die se zerstörten öffentlichen gebäude an selber Stelle wieder aufgebaut werden. Das gilt auch für die maroden Brücken der Autobahnen. Auch im Fall der Wiederrrichtung an der selben Stelle ist es für wen auch immer möglich, Einspruch gegen die Baumaßnahme einzulegen. So ist denkbar, daß ein bayerischer Naturschutzverband gegen den Wiederaufbau einer Brücke der A45 in Nordrhein-Westfalen (Sauerland-Linie) Einspruch einlegt und diesen Einspruch bis zu obersten Gerichten durchhält. Das kann nicht vorkommen? Oh doch – siehe Tesla in Grünheide bei Berlin. Das würde den Bau erheblich verzögern. Dort würde der Einspruch vermutlich zurückgewiesen. Sollte eine erforderliche neue Brücke nicht an der selben, sondern nur an der der gleichen Stelle, errichtet werden, könnte es geschehen, daß drei Fledermäuse gestört werden und dem Einspruch stattgegeben wird. Dann fangen die Baubehörden bei Null an.  Man könnte sich diese Einsprücherei natürlich ersparen, wenn der Bundestag entsaprechende Baugesetze ändern würde, die bauverzögernde Einsprüche bei Wiederaufbau aufgrund von Naturschäden (Ahrtal) oder wegen Marodierung (A45 und anderswo) nur unter erschwerten Auflagen zuläßt. Kann doch nicht so schwer sein. Gibt ein gutes Beispiel: Die Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Übernahme der Zone (vereinigungsbedingt).

Präsidiales Begnadigungsrecht

Die Bundesrepublik hat einen Bundespräsidenten, der bestimmte repräsentative Aufgaben wahrzunehmen hat. Die ältere Dame: „Das war das letzte Mal, daß die Mitglieder der Bundesversammlung einen Kerl gewählt haben. Herr Steinmeier kann das jetzt noch einmal fünf Jahre machen, wird er ja auch, und dann kann es seine Frau machen, wäre übrigens nicht so schlecht. Aber in fünf Jahren darf kein Mensch gewählt werden, der auf der Gesundheitskarte der neuen Generation mit einem Bart mit eigenen Haaren abgebildet werden könnte. Das sage ich Dir. Punktum. Genau. Ich werde jetzt bei der SPD, bei den Linken und bei den Grünen anfangen, für eine noch nicht namentlich bekannte Dame zu werben. Früher hätte ich gesagt, Hauptsache, der Amtsträger trägt einen Rock. Bei der FDP frage ich gar nicht erst, die ist ja nur dann frauenfreundlich, wenn sie sich davon Wählerstimmen verspricht. Ich sage nur Teuteberg und Suding. Die CDU lasse ich wie auch deren Gottseibeiuns-Schwesterpartei außen vor. Weil, bei Söder kommt es ja darauf an, ob man morgens oder abends mit ihm spricht. Ich will auch deshalb endlich eine Frau, weil ich mal sehen will, wie eine Frau den Job macht. Und dann: Das ist, stimme mir einmal zu, schon hanebüchen, daß in einer Demokratie immer noch ein Politmensch ein Recht wie früher der Wilhelm mit dem Barte ausübt. Ich spreche über das sogenannte Begnadigungsrecht. Da kann, jenseits von Recht und Gesetz, jemand entscheiden, daß ein Verurteilter von der Strafe befreit wird. Wo sind wir eigentlich?“ „Ja,“ sagt der Zwerg, „genau da. Stell dir doch einmal vor, ich werde wie schon in der Burgunderzeit geschehen, für irgendetwas bestraft. Und werde dann wieder einige hundert Jahre im Mäuseturm untergebracht. Da wäre es doch gut, wenn du mich begnadigen könntest. Nicht wahr.“ „Kann ich mir vorstellen. Stell du dir mal vor, daß der Bundespräsident auch Leute von jeglicher Strafverbüßung befreit, obwohl sie wegen CumEx den Staat betrogen oder daran mitgewirkt oder den Betrug vertuscht haben. Stell dir doch einmal vor, daß ein FDP-Mitglied das Begnadigungsrecht ausüben dürfte. Zugunsten von Steuerminderern oder Hoteliers. Oder Totfahrern auf der Autobahn. Unvorstellbar.“

Nachtrag: Über Ukraine und so will der Zwerg nicht schreiben. Nur: Da gibt es viel Ungereimtes. Zu viele Forderungen nur an Deutschland. Und nun wollen wir doch mal sehen, was nach dem Einmarsch der Russen passiert. Das müßte doch der casus belli sein für Sanktionen der härtesten Art?

Zum Wochenanfang: Tohu wa-bohu

„Moin.“ Der Chef kommt ins Besprechungszimmer, im Schlepp einige weitere Herren. Alle nicken sich zu, man kennt sich aus der Schule, dem Sportverein, dem Tanzpalast, der Freiwilligen Feuerwehr. Sind ja alles Cuxhavener, seit Generationen hier beheimatet (zugezogene Wuppertaler sagen: ein Ort mit 561 Einwohnern und drei Familiennamen). „Nur für den Fall, daß Sie nicht alle meine ‚Mitbringsel‘, wenn ich das mal so salopp sagen darf, kennen: Herr Waldmann von der Freiwilligen Feuerwehr Stickenbüttel, Herr Wolker von der Feuerwehr in Döse, Herr Peter von der Duhner Feuerwehr und Herr Heuer von der DLRG. Warum haben wir heute diese Gäste? Der MP hat angedeutet, verzeihen Sie mir diese verharmlosende Bezeichnung, daß er uns Cuxhavener den Rücken stärkt, wenn mir den Steindamm abräumen. Da wird Ebbe und Flut die schlammige Oberfläche in die Elbe spülen. Die Wattwürmer werden schon wiederkommen. Jetzt außerhalb der Touristensaison können wir das machen. Und wenn wir wieder den früher üblichen gelben Sand sehen, dann bauen wir den Steindamm wieder auf. Die Hamburger verdrecken unser Naturschutzgebiet und unser Watt und nehmen uns damit schon mittelfristig unsere Existenzgrundlage. Wer will schon an die Duhner Küste, wenn er erst durch den Hamburger Hafenschlamm stapfen muß. Die Herren der Feuerwehr und Herr Heuer haben zugesagt, im Interesse der Sache morgen eine ‚Übung‘, haha, im Watt abzuhalten. Und bei dieser Gelegenheit die Steine vom Steindamm in den Bauhafen zu bringen. Sie werden unterstützt von den Mitarbeitern des Bauhofs und der Stadtgärtnerei. Ich werde auch mit anpacken. Soll ja keiner sagen, daß ich mich vor körperlicher Arbeit drücke. Meine Großmutter war in Berlin Trümmerfrau, wenn Sie wissen, was ich meine. Wer von Ihnen mitmachen will: Morgen früh um neun Uhr, wir haben dann Ebbe, so haben wir es verabredet, geht’s los. Wir treffen uns an der Kugelbake. Arbeitsschuhe und Arbeitskleidung sind mitzubringen. Kollegen, trinken Sie in Ruhe Ihren Kaffee, die Kekse sind heute auch besser als sonst, müssen uns ja stärken für morgen. Ich muß weg. Wünsche uns morgen viel Spaß an den Steinen und Ihnen heute Ihnen viel Freude bei Ihrer Arbeit am Bürger. Moin.“

In Franken – wo sonst?

In einem Straßengraben bei Marktbergel (nordöstlich von Rothenburg o.d.Tauber) fand ein aufmerksamer Passant einige Pornohefte. Der Passant meldete dies der Polizei, die jetzt versucht, festzustellen, wer die Pornohefte dort hinwarf. Vermutlich bei einer Wohnungsauflösung angefallen („Guck mal, was Opa da hat!“). Es ist nämlich strafbar, Pornohefte in die freie Wildbahn zu werfen – wegen der Jugendgefährdung. Weil das eine fränkische Untat ist. Schulkinder könnten durch die Pornohefte lernen, daß es zwischen Madels und Buben einen kleinen Unterschied gibt. Und das zu sehen und zu wissen, ist nicht gut. Was soll der fummelnde Priester dazu sagen? Das Verschandeln der Umwelt, Papier mit nackten Menschen bedruckt einfach in den Straßengraben zu werfen, wird vermutlich nicht geahndet. Dabei: Jeder Bub, der einen Computer mit Internetzugang hat, bevorzugt doch die bewegten Bilder, die er im SexHub kostenfrei sehen kann.

Es ist nicht immer einfach

Letzte Woche hat der Zwerg, was verhältnismäßig selten ist, im Internet eingekauft. Zur älteren Damen sagte er daraufhin: „Wenn ich noch einmal geboren werde, dann werde ich homepage-Berater oder websites-Betreuer. Es war grauenhaft. Da programmieren irgendwelche IT-Leute eine Seite, aber ihre Tests, ich unterstelle, daß sie Tests machen, sind nicht realistisch. Und deshalb ist der normale Verbraucher dann aufgeschmissen. Ich mag gar nicht daran denken, daß viele ältere Menschen gerade einmal ihr Mobile bedienen können. Immer mehr Behörden gehen dazu über, Terminabsprachen übers Internet zu verlangen oder Auskünfte nur per Internet zu erteilen. Der Zwerg kennt etliche Mitbürger, die ganz bewußt auf einen Internet-Anschluß verzichten. Nicht weil sie zu dumm sind oder Angst haben, sondern weil sie die letzten Berufsjahre mit und an solchen Dingern arbeiten mußten. Was nicht immer erfreulich war. Der Zwerg gibt zu, seit man bei dem Restaurant mit dem Goldenen M am Automaten bestellen und bezahlen muß, geht er da nicht mehr hin. Und bei dem Konkurrenz-Unternehmen mit dem Doppel-Whopper muß man inzwischen auch anstehen, um sich mit einem Automaten zu unterhalten. Ist nur bildlich. Aber genauso blöd. Irgendwie kommt ihm das vor wie mit der Bückware in der Zone. Sagt die Enkelin: „Da gibt es doch einen sogenannten Drive-in-Schalter für Autofahrer. Ist da auch ein Automat, mit dem man kommunizieren muß?“ „Neeeiiin, ich glaube nicht.“ „Na, wenn du das nächste Mal einen Hamburger und fritten essen willst, was übrigens ungesund ist, dann stell dich beim Auto-Schalter an, bestelle über das Mikrofon, bezahle, laß dir das Bestellte durchs Fenster reichen, fahre dann auf den Parkplatz und gehe mit deiner Tüte zum Verzehren ins Restaurant. Wo es natürlich gemütlicher ist als draußen im Auto. Und man außerdem kleckern kann.“ „Oha. So jung und schon so gewieft. Kannst du auch das Sieben-Brücken-Problem von Königsberg lösen?“ „Das ist schon gelöst, lieber Zwerg. Frag die Eule.“