Wäre das nicht wichtig gewesen?

Ja. In jedem Fall und auch auf jeden Fall. Da verlangen anfänglich erst zwei Dutzend Mitglieder eine Urabstimmung über eine entscheidende Frage. Dann sind es etwas mehr 500 Mitglieder, was den Vorstand verpflichtet, alle Mitglieder zu befragen. Die Frage lautet, ob die Fucking Dagegen Partei, kurz FDP, Teil der Bundesregierung, gebildet von der SPD, den Grünen und eben dieser FDP, aus dieser Koalitionsregierung bleiben soll. Befragt wurden alle Mitglieder; das sind nach Angaben der FDP-Führung 72.100 Mitglieder. Der Zwerg hält die Antwort auf diese Frage für das Selbstverständnis einer Partei und für deren Mitglieder, auch wenn es nur die FDP ist, für sehr entscheidend. Und was passiert? An der Abstimmung beteiligten sich nur 26.058 von 65.899 stimmberechtigten Mitgliedern. Das sind 39,54 Prozent. Der Zwerg denkt, was spielen sich die FDP-Granden eigentlich auf als wären sie die Könige von Deutschland?  Heißen doch nicht Rio Reiser. Nicht einmal ihre Mitglieder interessieren sich dafür, ob die FDP in der Regierung mitarbeitet. Es ist ihnen wohl schietegal. Wenn’s anders wäre, hätten sich doch mehr Mitglieder an dieser Abstimmung beteiligt. Es war ja ein einmaliger Vorgang. Doch den FDP-Mitgliedern scheint es sogar egal zu sein, ob Lindner einen Dienstwagen hat oder nicht. Da sind ja die Mitglieder der Schande von Deutschland aktiver. Wenn die Mitglieder kein Interesse an ihrer Partei haben, warum sollen dann normale Bürger diese Partei wählen? Der Zwerg erinnert sich daran, daß es vor rund 20 Jahren bei der Partei „Die Linke“ einmal darum ging, wer im hiesigen Wahlkreis für den Landtag kandidieren solle. Von den etwa 70 Mitgliedern dieser Partei kamen zu der Wahlkreisversammlung gerade einmal ein Dutzend. Dazu muß man wissen, daß die Mitglieder dieser Partei damals als örtliche Vertreter des Teufels angesehen wurden (denken Sie an die Roten Socken von Pfarrer Hintze). Es war ja nicht so, daß man jedem erzählte, daß man sich bei den LINKEN verortet. „Man“ tritt doch in eine Partei ein, um politischen Einfluß auszuüben. Das scheint bei der FDP auch nicht der Fall zu sein. Merkwürdig. Die Bestimmung des Abgeordneten ist doch die wichtigste und einzige Möglichkeit, Einfluß auf die Politik zu nehmen. Bei der Wahlkreisversammlung der LINKEN für einen benachbarten Walkkreis kamen bei der ersten Einladung nicht einmal die erforderlichen 5 abstimmungsberechtigten Mitglieder zusammen, so daß zur Wahlkreisversammlung noch einmal eingeladen werden mußte. Die Bestimmung, ob eine Partei in einer Regierung mitarbeiten soll oder nicht, ist doch nicht vergleichbar mit der Frage, ob die Wand Gelb oder Gelb gstrichen wird.

Nun stimmen sie ab

Die Sozis, soweit sie in der SPD organisiert sind (sind aber nur sehr wenige), stimmen jetzt über ihre zukünftigen Vorsitzenden ab. Es wird ja wohl ein Pärchen werden. Vorn liegt der Mann (seine Begleiterin kennt kein Mensch außerhalb Potsdams – Staffage sagt man dazu), der wie kein anderer der jetzigen Oberfunktionäre tief verstrickt ist im Desaster. Olaf heißt er. Der hat nämlich wesentlich dazu beigetragen, daß der „Vogelschiß in der Geschichte der SPD“, auch singende Vulkaneifel genannt, mit bürgerlichem Namen Andrea Nahles, die jetzige Neuwahl erforderlich macht. Nach dem allgemein geltenden Verursacherprinzip müßten die Kosten dieser Aktion nicht die angebettelten Parteimitglieder (zumeist Rentner und Rentnerinnen) tragen, sondern Olaf und Ralf und die anderen Typen aus dem bisherigen Vorstand. Erneuerung sieht anders aus. Es bleibt bei Jerôme Bonaparte, König von Westfalen: „Lustik, lustik demain encore lustik.“ Besonders, wenn Sigmar G. aus dem Off sich äußert.

Frau Merkel weiß nicht alles

Im Zusammenhang mit dem Brexit und der durch den Speaker abgesagten Donnerstag-Abstimmung im Londoner Parlament sagte die Bundeskanzlerin bei „Global Solutions Forum“ am 19. März 2019: „Ich gebe zu, dass ich die Geschäftsordnung des britischen Parlaments aus dem 17. Jahrhundert nicht aktiv präsent hatte.“ Daran sieht man‘s wieder: Für Geschichte haben sich schon die Mädchen in der Schule nicht interessiert – da ist Angela Merkel keine Ausnahme.

Tor, Toor, Tooor!

Der Zwerg Unwissend erinnert sich an Bern. Für den Rest seines Lebens wird er Berlin gedenken: Ja, Ja, Ja. Heute ein Scheinriese und morgen nicht einmal ein Riesenschein. Tschüss, Ade, Auf Wiedersehen, Gott befohlen. Das Ergebnis wird nicht zum Untergang des Abendlandes führen. Es wird auch nicht dazu führen, daß der Parteivorstand der SPD eine Richtungsänderung durchsetzt. Weil: Das wirkliche Problem ist nämlich nicht die oberste Spitze der Sozis, sondern die Funktionäre vor Ort, die an ihren Stadtrats-sessel festgewachsen sind und an ihren Parteifunktionen. Der Zwerg Unwissend, der dieser Partei einmal (fast 50 Jahre) sehr(st) nahestand, hat in diesen Jahren gelernt: Die Mitglieder in den Ortsvereinen dürfen über zwei Themen mitreden: Ob in China ein Sack Reis umfällt oder in Saudi Arabien ein Beutel mit Datteln vom Kamel fällt. Aber wenn es um die konkrete Politik geht, dann verhindern die berühmt-berüchtigten Sachzwänge oder der vorgegebene Geldmangel die Renovierung der Schultoiletten. Und: Nie, nie, seit der Bewilligung der Kriegskredite 1914 im Reichstag, hat sich die SPD-Führung wirklich um die Mitgliedermeinung gekümmert. Basta-Rasta ist doch nicht vorbei, weil 78 Prozent an der Abstimmung über Frau Merkel teilnahmen.

Kurve 9 der SPD

Pu der Bär mit dem geringen Verstand befragt den Zwerg Unwissend nach den Regeln der Parteiendemokratie. Pu will wissen, ob es wie im Eishockey auch eine Kurve 9 gibt, an der scharf geschossen wird. Der Zwerg überlegt, ob er Pu von der Schanze werfen soll oder versucht, ihm diese Fehler nicht nachzusehen, sondern ihm das Leben und das danach zu erklären. Der Zwerg entscheidet sich für Letzteres. „Also, Pu, im Eishockey gibt es keine Kurve 9, geschossen wird da nicht mit dem Gewehr auf defekte Finnenscheiben, sondern es muß ein sogenannter Bully irgendwie in ein kleines Tor gehoben werden. Hast du das verstanden? Eine Kurve 9 gibt es in der Parteiendemokratie nicht. Und Eishockey ist mit der Sozis nicht vergleichbar. Die SPD läßt ihre Mitglieder vorgeblich einen Vertrag bewerten, den ihre Oberen mit der wunderbaren Partei der Frau Merkel geschlossen hat. Die ganzen Stimmen in Film, Funk und Fernsehen und in der FAZ, die meinen, daß sei nicht demokratisch, sind Nonsens wie ihn Edward Lear mit seinen Limericks nicht besser hätte formulieren könnte. Die CDU holt 1000 Delegierte zusammen, die der ewigen Bundeskanzlerin zustimmen und die dann dem Koalitionsvertrag bejubeln dürfen; gefragt werden diese Delegierten nicht. Die SPD dagegen läßt ihre Mitglieder unter anderem darüber abstimmen, ob es kostenfreien Eintritt ins Berliner Humboldt-Forum geben soll. Auch dürfen die Mitglieder durch Ja oder Nein entscheiden, ob das persönliche Erscheinen (bei Behörden) durch gleichwertige digitale Lösungen ersetzt wird. Ja, spinn i? Wohl, damit der Beamtenschlaf nicht gestört wird. Aber jetzt einmal ernsthaft: es geht darum, ob die SPD den aufrechten Gang beibehalten will oder wie die Biathlon-Mixed-Staffel scheitert und durch ein Foul der Jury, von der CDU bestimmt, betrogen wird. Eine Frage im Zusammenhang mit dem Koalitionsvertrag lautet: Wie abgrundtief ist das wechsel­seitige Mißtrauen, wenn man als eines der wirtschaftstärksten Länder der Welt eine Regelung schriftlich fixieren muß, in der der kostenfreie Eintritt zum Berliner Schloß vorgesehen ist, ich wiederhole vorgesehen!, wenn’s wenigstens Schloß Neuschwanstein wäre oder Herrenchiemsee, aber das Berliner Imitationsgebäude! Wenn der Bobfahrer die Kurve 9 nicht richtig nimmt, verliert er nicht das Leben, sondern nur ein paar Hundertstel. Doch in der Großen Koalition muß die SPD die Kurve 9 meistern. Ich, lieber Pu, gucke mir lieber die Durchfahrt durch die Kurven an, die die Entscheidung bringen, nicht so ein Vertrag, den die SPD-Mitglieder lieber nicht vollständig und bei wachem Verstand lesen sollten – wenn sie mit Ja stimmen wollen. Doch wie sagte Fontane: Ach, laß mal, Andrea. Das ist ein weites Feld.“

GroKodilstränen.

Der Zwerg Unwissend besieht sich selten sogenannte Talk-Runden im Fernsehen. Am   14. Februar hat er sich überwunden, weil er von Rudolf Dressler, einem gelernter Schriftsetzer, Maschinensetzer und Hauptvorstandsmitglied der IG Druck und Papier (ja, so etwas gab es einmal) und Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ dessen Meinung zum Thema GroKo hören wollte. Bei Maischberger sprach er sich klar (und der Zwerg meint: gut begründet) gegen die Große Koalition aus. das ist alles „Regen von gestern“. In der Gesprächsrunde saß auch Serap Güler, CDU, Staatssekretärin für Integration in der NRW-Landesregierung; Frau Süler verhandelte mit über die GroKo. Sehr, sehr interessant war ihre Bemerkung über das Verfahren in der SPD, über den Koalitionsvertrag abzustimmen. Sinngemäß: Wie kann man nur die SPD-Mitglieder fragen, bei der CDU würden 1000 Delegierte über den Koalitionsvertrag abstimmen; das sei doch – so der Tenor – viel demokratischer, insbesondere wegen der Neueintritte in der SPD. Das ist ja vielleicht ein Demokratieverständnis – da kann der Zwerg nur staunen. Enttäuscht wurde er aber, weil Frau Süler keine GroKodilstränen absonderte – sie wußte wohl über den Unsinn ihrer Bemerkung. Pu der Bär fragt den Zwerg: „Warum werden eigentlich überdurchschnittlich häufig Frauen für die Integrationsaufgabe berufen?“ Dem Zwerg fällt nur eine Antwort ein: „Integration ist wie Gedöns.“ Pu gibt nicht auf: „Muß man ausländische Wurzeln haben, wenn man eine solche Aufgabe übernimmt? Können die das besser?“. Der Zwerg wünscht sich, er könne den Pu wegen solcher Fragen zu den Nibelungen schicken oder auf den Mond schießen. „Das ist wie bei den Gleich­stellungsbeauftragten. Da haben auch die Frauen die Nase vorn.“

Der Vogel, den die Nahles zeigt.

In diesen Tagen höre und lese ich, daß es ja wirklich unverantwortlich sei, daß die Mitglieder der SPD nach Abschluß der Koalitionsverhandlungen mit den Unions-Parteien über das Eingehen einer gemeinsamen Regierung abstimmen dürfen und sollen. Zwerg Unwissend will hier nicht für das Imperative Mandat rechten, aber es ist doch nur recht und billig, wenn die Mitglieder über das Ende ihrer Partei als selbständige Organisation abstimmen. Denn das ist doch klar wie Kloßbrühe: wenn es jetzt zur Großen Koalition kommt, wird die SPD bei den nächsten Wahlen auf etwa 15 Prozent absinken. Damit wird sie dann zweitstärkste Oppositionspartei. Das ändert sich auch nicht, wenn in den nächsten Jahren einige (und vielleicht auch wichtige und richtige) Verbesserungen für die (wie heißt es doch immer so schön) „Menschen in diesem unseren Lande“ verabschiedet werden. Diese Menschen, zufälliger durch eine Mitgliedschaft bei der SPD zusammengehörend, sollen sich an einer parteiinternen Wahl beteiligen, die möglicherweise zu Bundestags­wahlen führt – um mehr geht’s doch nicht. Nicht um den Untergang des Abendlandes, leider auch nicht um das Ende dieser Kanzlerinnenregierung. Nahles mit ihrem Vogel-Hinweis übersieht, daß die Menschen außerhalb des Politik-Betriebs überhaupt nicht (mehr) wissen, warum man der SPD einen Vogel zeigen sollte. Aber, es würde auch nicht schaden.