Nun gut, es ist Wahlkampf

Markus Söder entblödet sich nicht, und Wahlkampf kann das nicht entschuldigen, die Verlegung mindestens eines Bundesministeriums von Berlin nach irgendwo, aber nach Sachsen-Anhalt, vorzuschlagen. Der Zwerg hat ja immer gehofft, daß dieser Unsinn mit den Reise-Ministerien in Bonn irgendwann aufhört – aber danach sieht es nicht aus. Beim nächsten Wahlkampf-Auftritt dieses bayerischen Gernegroß in einem anderen Bundesland wird er auch für dieses Sitz und Verlagerung eines Bundesministeriums fordern. Wenn das so weitergeht, dann sitzt Annalena mit Armin und Christian allein in Berlin, weil alle Ministerien verlagert wurden. Söder forderte außerdem einen neuen Standort der Bundeswehr-Universität in Sachsen-Anhalt. Mit anderen Worten: Er will die Münchner Bundeswehr-Universität verlagern. Habe ich doch richtig verstanden – oder? Söder forderte auch für die kommende Bundesregierung eine stärkere Berücksichtigung von Ostdeutschen. Wenn es keine Kanzlerin mehr aus dem Osten gebe, müsse es deutlich mehr Kabinettsmitglieder als derzeit aus den östlichen Bundesländern geben. Das wirft die Frage auf, wo denn Frau Baerbock herkommt? Aus Hamburg – so wie die amtierende Kanzlerin? Oder wohnt diese Frau in Ostdeutschland? Der Zwerg stimmt ihm partiell zu: den Verkehrsminister würde er auch sofort durch einen Ostdeutschen ersetzen, (egal wo dieser herkommt, käme er auch aus Sachsen-Anhalt) und das Ministerium für Bildung und Forschung würde er gleichfalls einem ostdeutschen Bürger zuweisen, sofern dieser noch in der DDR-Zeit polytechnischen Unterricht genossen hat. Das Wirtschaftsministerium würde der Zwerg aber keinesfalls einem Politiker anvertrauen, der wie der derzeitige Minister aus einem Beitrittsgebiet kommt. Und da das Fressen und Saufen bekanntlich vor der Moral kommt, könnte auch hier ein ostdeutscher Bürger zum Zuge kommen – Hauptsache, er kommt nicht aus einem Weinbaugebiet, sondern aus einer Kartoffelanbaugegend: Lieber Philipp als noch einmal Julia. Sagt die ältere Dame (wieder einmal voll durchblickend): „Das ist erstens Wahlkampfgetöse von diesem Typen und zweitens eine kleine Schmutzelei gegen den von ihm nicht verhinderten Kanzlerkandidaten aus Nordrhein-Westfalen. Söder will jetzt schon entscheiden, wer Minister von seinen Gnaden wird. Wobei, vier Posten für die Bayern sind fest eingebucht. Über die entscheidet er allein. Und Amthor mit seinem Muttertagsstrauß kommt überhaupt nicht und für nichts infrage. Merk’ dir das.“ Sagt die Enkelin: „Kann ich ein Dolomiti haben?“ Pu: „Ich auch, ich auch. Will haben.“

Nachtrag: Auszug aus dem neuen Duden: „sö – dern, dem Wähler haltlose Versprechen geben, besondere Form des Lügens